2020/05/27

Matt Ridley über Innovation

Der britische Wissenschaftsautor Matt Ridley über das Wesen der Innovation und sein neuestes Buch How Innovation Works im Interview mit Gad Saad.

Sehr aufschlussreich und gelegentlich entgegen der Orthodoxie (oder soll man besser sagen: entgegen dem Mythos), was Ridley zu sagen hat.

Zum Beispiel, dass Innovation nicht notwendigerweise aus dem Unicampus entspringt. Oder dass Bürokratie Innovation hemmen kann und das in der Regel auch tut. Oder wie Innovatoren arbeiten.
Spannend.




2020/05/21

Statistisches zum Coronavirus (3)

Ein Ländervergleich. Und zwar zwischen drei Ländern, die bevölkerungsmäßig und ökonomisch vergleichbar sind: Belgien (11,6 Mio. Einwohner), Österreich (9,0 Mio.) und Schweden (10,1 Mio.). (Quellen: hier und hier).

Sehen wir uns nun die Zahl der an dem Virus Erkankten an (Stand 21. Mai 2020 14:00 Uhr):

Belgien:     56235  (0,5% der Bevölkerung)
Schweden: 32172  (0,3% d. B.)
Österreich: 16404  (0,2% d. B.)

Und hier die Zahl an oder mit dem Virus Verstorbenen:

Belgien:       9186  (16,3% der Erkrankten)
Schweden:   3871  (12,0% d. E.)
Österreich:   633    (3,9% d. E.)

Belgien und Österreich hatten bis vor kurzem einen weitgehenden Lockdown. Schweden ging es bekanntlich etwas entspannter an. Umso erstaunlicher, dass Belgien eine deutliche höhere Rate an Erkrankten aufweist als Schweden (bezogen auf die Gesamtbevölkerung). Österreich weist von den dreien die geringste Erkrankungsrate auf.

Auch bei den Todesraten liegt Belgien klar vorne. In Belgien ist ein signifikant höherer Prozentsatz der an dem Virus Erkrankten verstorben als in Schweden. Auch in dieser Hinsicht steht Österreich besser da als die beiden anderen Länder.

Welche Schlüsse darf man daraus ziehen? Bei aller Vorsicht, naturgemäß:

1. Der Lockdown muss nicht zwangsläufig mit einer geringeren Erkrankungsrate einhergehen.
2. Die Überlebenschancen können - je nach Land - sehr unterschiedlich sein. Das wiederum lässt Rückschlüsse auf die Effektivität des jeweiligen Gesundheitssystems zu. Der Leser möge sich dazu seine eigenen Gedanken machen.




2020/05/10

Medienmanipulation in Zeiten von Corona

Eben stolpere ich über folgende Schlagzeile auf BBC News:

Coronavirus: Germany infection rate rises as lockdown eases

Hier nochmal ein Sicherheitsscreenshot:


Soso, die Infektionsraten steigen. Schauen wir uns mal die täglichen Fallzahlen an, also die Zahl jener Menschen, die täglich als Neuerkrankte hinzukommen.

Zunächst bei Worldometer:


Dieser Screenshot ist vom 10. Mai 20:00 Uhr. Da sehen wir ab Mitte April eine klar fallende Tendenz bei den Neuerkrankten, natürlich mit einigem Auf und Ab dazwischen, aber der Trend ist klar ersichtlich. Das letzte Zwischenhoch war am 7. Mai mit 1268 neuen Erkrankungen. Seither gehen die Fallzahlen wieder zurück.

Sehen wir uns das Ganze auch noch auf der Webseite der John Hopkins University an:


Auch der Screenshot wurde zur gleichen Zeit erstellt wie der oben angeführte. Die gleiche Tendenz wie ditto. Letztes Zwischenhoch am 7. Mai, und dann geht´s wieder bergab.

Die BBC beruft sich in ihrem Bericht auf das RKI. Ich kann aus diesen Grafiken beim besten Willen keinen statistischen Trend erkennen, der die oben genannte Schlagzeile rechtfertigen würde.

Es sei denn, man will ein bisschen Panik verbreiten (I want you to panic?).

Ob das so ist, muss jeder Leser für sich entscheiden.






2020/05/08

Energieverbrauch in der Praxis - 2017 bis 2019 - Eine Bilanz

In den letzten Jahren wohnte ich in einem Haus in Luxemburg, das mittels Wärmepumpe und einer Solarthermieanlage mit Energie versorgt wurde (für Heizung und Warmwasser). Dazu kam noch der normale Stromverbrauch für anfangs vier, später drei Leute.

Das Haus wurde 2016 fertiggebaut. In einen früheren Beitrag habe ich die Sache für das Jahr 2018 analysiert.

In der folgenden Graphik sind die Jahre 2017 bis 2019 ausgewiesen. Das sind jene Jahre, in denen das Haus in voller Länge bewohnt war.

Fig.1 Energieverbrauch eines Hauses in Luxemburg

Was sofort ins Auge fällt, ist der große Sprung zwischen Sommer und Winter. Ja, das ist eben der Unterschied zwischen Heizen und Nicht-Heizen.

Aber fangen wir im Sommer an. Die Solarthermie stellt ausreichend warmes Wasser zur Verfügung und die Wärmepumpe wird so gut wie nicht benötigt (es sei denn, die Sonne lässt sich tagelang nicht blicken, aber selbst dann ist aufgrund der sommerlichen Temperaturen der Wirkungsgrad der Wärmepumpe so gut, dass der Stromverbrauch dafür nicht ins Gewicht fällt).

Von Juni bis August liegt der monatliche Strombedarf zum Teil deutlich unter 400 kWh. Erst im September geht es dann leicht über die 400er-Marke. Strom wird in diesen Monaten für folgende Dinge verbraucht: Kühlschrank, Gefriertruhe, Waschen, Kochen, Ventilation und Beleuchtung.

Im Oktober werden die Tage spürbar kürzer und die Ausbeute der Solarthermie geht entsprechend zurück. Irgendwann in diesem Monat, meist gegen Ende, wird dann die Heizung eingeschaltet.

Hier die entsprechenden Daten der Solarthermie.

Fig. 2 Solarthermie-Ausbeute

Es ist quasi die Inversion zum Gesamtenergieverbrauch. Wie bereits im früheren Blog festgestellt, tragen die Sonnenkollektoren im Winter nur marginal zur Heizleistung bei, während in den Sommermonaten mehr Energie produziert wird, als verbraucht werden kann. Ein, wie es scheint, unauflösliches Dilemma.

Im den Monaten von November bis Februar ruht die Hauptlast der Heizung und Warmwasserproduktion auf der Wärmepumpe. Gleichzeitig sinkt mit fallenden Außentemperaturen deren Wirkungsgrad. Ein weiteres Dilemma.

Alle anderen Verbraucher (Waschmaschine etc.) laufen natürlich weiter. Beleuchtung wird angesichts der kürzeren Tage etwas mehr, fällt aber nicht wirklich ins Gewicht verglichen mit der Heizleistung.

Eine Kuriosität am Rande: Der Energieverbrauch während der ersten sechs Monate eines Jahres ist stets höher als der während des zweiten Halbjahres. Siehe die folgende Graphik.

Fig. 3 Energieverbrauch halbjahresweise

Das lässt sich leicht erklären. Das erste Halbjahr ist tendenziell kälter als das zweite. Die Heizung wird oft erst im April abgestellt. Das Gleiche habe ich auch während meines Aufenthalts in Schweden festgestellt. Diese Schieflage lässt sich auch an Fig. 1 ablesen.

Blicken wir nochmal auf Fig. 2, dann meinen wir ebenfalls eine Asymmetrie der Ausbeute zwischen den beiden Halbjahren festzustellen. Hier ist die Tendenz jedoch nicht so klar, zumal die Lieferung der Sonnenkollektoren sehr stark von der Bewölkung abhängt, und die kann eben das ganze Jahr über heftig schwanken. Hier also die Halbjahresbilanz der Solarthermie (Fig. 4):

Fig. 4 Solarthermie pro Halbjahr

Der Unterschied zwischen den Halbjahren ist für 2017 und 2019 sehr deutlich, für 2018 jedoch marginal.

Das ist also der Energieverbrauch eines Hauses, das modernsten Standards entspricht.






2020/05/02

Der deutsche Strommix - April 2020

Diesmal steht der monatliche Stromrückblick ganz im Zeichen der Coronakrise, die das Wirtschaftsleben in großen Teilen lahmgelegt hat.

Es bietet sich die (einmalige?) Gelegenheit zwei Zeiträume mit sehr unterschiedlicher wirtschaftlicher Aktivität miteinander zu vergleichen. Das soll hiermit geschehen.

Die Daten und Bilder stammen wie immer von der Bundesnetzagentur.

Zunächst also der April 2019 in der graphischen Darstellung:


Sehr schön zu erkennen die normalen Wochenenden sowie die Osterfeiertage. Der durchschnittliche Stromverbrauch pro Stunde lag bei 54527 MWh. Im ganzen Monat wurden insgesamt 39,3 TWh an elektrischer Energie verbraucht.

Vergleichen wir das nun mit dem April 2020. Bereits im Schaubild wird klar, dass die Verbrauchswerte (rote Linie) etwas geringer ausgefallen sind als im Vorjahr.


Der Rückgang zu Ostern war etwas weniger ausgeprägt als 2019, was wohl daran lag, dass (fast alle) Menschen im Land geblieben sind und viele die Osterfeiertage nicht im Ausland verbracht haben.

Der mittlere stündliche Stromverbrauch betrug nur noch 50002 MWh, und während des gesamten Monats wurden 36001 TWh an die Verbraucher geliefert.

Der Lockdown hat also im April 2020 zu einem Minderverbrauch von rund 8,3% gegenüber dem Vorjahr geführt.

Ob der Computer im Büro steht oder im Home Office ist letztlich nicht so entscheidend, abgesehen von der Produktivität, die - wie man hört - etwas geringer ist als am "richtigen" Arbeitsplatz. Die Stromrechnung geht in diesem Fall dann auf den Arbeitnehmer anstatt auf den Arbeitgeber. Generell verbringen die Menschen in so einer Lage mehr Zeit zu Hause, was den heimischen Stromverbrauch etwas nach oben treibt.

Der tatsächliche Grund für den Rückgang der Verbrauchswerte ist wohl hauptsächlich auf die geschlossenen Geschäfte und Gaststätten zurückzuführen.

Es sollte nach diesen Erfahrungen klar sein, dass unsere Abhängigkeit von elektrischer Energie auch durch einen Lockdown nicht wirklich geringer wird. Die Verbrauchsprofile verlagern sich von "außen" (Büro) nach Hause. Die Netze hingegen sind unverändert einer hohen Belastung ausgesetzt. Das Risiko eines Blackouts ist immer noch sehr hoch, zumal die Schwankungen der regenerativen Energiequellen unabhängig von politischen Entscheidungen sind.