Kürzlich entdeckte ich eher zufällig den Blog Energy Matters von Euan Mearns und Roger Andrews. Dringende Leseempfehlung! Dort werden kenntnisreich und mit vielen Detailinfos (grüne) Energiemythen auf den Boden des Tatsächlichen geholt. Nicht dass es darum ginge, eine Fundamentalopposition zu regenerativen Energien zu begründen. Diese mögen in besonderen Fällen durchaus ihre (lokale) Daseinsberechtigung haben. Ob es allerdings möglich ist, die gesamte Energieproduktion eines Industrielandes wie etwa Deutschland auf ein grünes Fundament zu stellen, wage ich zu bezweifeln.
Bedenklich wird die Sache, wenn Fragen der Technologie und der Physik zu solchen der Ideologie mutieren. Und genau das ist beim Thema Energiegewinnung und -verbrauch der Fall. Man kann das ganz leicht in seinem Bekanntenkreis überprüfen: Wenn Ihnen Ihr Nachbar wieder einmal von seiner genialen Photovoltaikanlage vorschwärmt, dann fragen Sie ihn doch einfach, wieviel Energie er pro Jahr (und zwar in Kilowattstunden kWh) in seinem Haus verbraucht. In 99% der Fälle wird er darauf keine stichhaltige Antwort haben. Allenfalls wird er einen vielleicht vierstelligen Eurobetrag nennen, den er jährlich seinem Energieversorger überweist. Aber das interessiert mich als Physiker wenig. Denn der Preis pro kWh kann sich jederzeit ändern. Was zählt, ist die tatsächliche Anzahl der verbrauchten Kilowattstunden und diese wird ausschließlich von physikalischen Gegebenheiten bestimmt und ist somit die einzig aussagefähige Kennzahl.
Das Thema Energie ist für eine funktionierende Volkswirtschaft von eminenter Bedeutung und als solches einfach zu wichtig, um es einer Gruppe hartgesottener Ideologen zu überlassen. Und wie gesagt: es geht nicht um eine grundsätzliche Ablehnung grüner Energie, sondern darum, das Potential der regenerativen Energieträger auszuloten und damit ihre physikalischen Grenzen aufzuzeigen. Denn die Naturgesetze hören ja nicht auf gültig zu sein, nur weil wir uns das so wünschen. Und das ist weit von dem entfernt, was uns Wind- und Sonnenbarone versprechen. Dass in diesem Zusammenhang einige Illusionen dekonstruiert werden müssen, liegt in der Natur der Sache.
Wenn man Webseiten der grünen Energieerzeuger besucht, wird man im Allgemeinen mit gut klingenden Phrasen abgespeist, dahingehend, dass dieses und jenes Projekt hilft, soundso viele Tonnen CO2 einzusparen. Das ist ja alles lieb und nett. Ich hätte aber gerne harte Fakten: etwa wie viele Megawattstunden (MWh) das Projekt pro Jahr liefert. Das wäre nämlich eine aussagefähige Zahl im Zusammenhang mit der Leistung einer Anlage (üblicherweise in MW angegeben). Denn sie besagt, wieviele Stunden pro Jahr das Windrad mit voller Leistung dreht (Volllaststunden). Ganz ähnlich verhält es sich, wenn irgendwo ein paar Windräder aufgestellt werden, die angeblich 5000 Haushalte mit Strom versorgen. Tatsächlich? Auch dann, wenn der Wind nicht weht? Abgesehen davon, dass die durchschnittliche Stromerzeugung von Windkraftanlagen oft (allzu oft?) übertrieben optimistisch angegeben wird, kommt dazu noch das bekannte Problem, dass der Wind eben nicht immer so zuverlässig bläst, wie man das gerne möchte.
Mit diesen und anderen Dingen werde wir uns in den nächsten Blogposts beschäftigen.