2018/10/20

Zum Dieselpaket

Ein lesenswerter Artikel auf Daniel Stelters Blog zum Thema Diesel mit ebenso interessanten Kommentaren.

Zitat:

Aus meiner Sicht handelt es sich um eine Kombination verschiedener Themen, die beliebig oft von den Medien durcheinandergeworfen werden. Da haben wir:
  • einen Betrug, der natürlich gar nicht in Ordnung ist;
  • Grenzwerte, die einigermaßen willkürlich sind und gerade bei uns in Deutschland sehr akribisch gemessen werden (im Unterschied zu den anderen Ländern der EU);
  • eine ideologisch motivierte Kampagne, die zum Ziel hat, die deutsche Schlüsselindustrie zu ruinieren. Nur so kann man es bezeichnen.

Must read!

2018/10/17

Regenerative versus fossile Stromquellen

Es geht - wieder einmal - um Deutschland. Regenerative Energiequellen zur Stromerzeugung haben hier in den letzten knapp 20 Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Gleichzeitig wurde dadurch Stromproduktion mit fossilen Energieträgern, also im wesentlichen Steinkohle, Braunkohle und Erdgas, zurückgedrängt.

Mit anderen Worten: Immer wenn die Sonne scheint und der Wind kräftig bläst, haben die Brennöfen der kalorischen Kraftwerke Pause. Allerdings sind sie in diesen Phasen nicht komplett vom Netz abgekoppelt, sondern werden im Standby-Modus betrieben. D.h. sie laufen auf sehr kleiner Flamme, während sie bei flauem Wind und wolkigem Himmel schnell hochgeregelt werden müssen, um Blackouts zu vermeiden. Schlielich lässt sich ein Kraftwerk nicht wie eine Herdplatte innerhalb von Sekunden von Null auf hundert drehen.

Sehen wir uns anhand einiger Bilder die Entwicklung seit dem Jahr 2000 an. Alle Rohdaten für die folgenden Graphiken stammen im Übrigen von Eurostat.

Da ist zunächst die Entwicklung der Photovoltaik bis zum Jahr 2016.

Fig. 1 Stromproduktion über Photovoltaik in Deutschland

Sodann sehen wir uns das gleiche für die Windenergie an.

Fig. 2 Stromproduktion aus Windkraftanlagen in Deutschland

Zusammen erhalten wir für diese beiden Energieformen im gleichen Zeitraum folgenden Verlauf:

Fig. 3 Stromproduktion mittels PV und Wind in Deutschland

Eine Detailanalyse des Wind- und Sonnenstroms findet man beispielsweise hier und hier.

Nun im Vergleich dazu die Stromerzeugung aus fossilen Quellen, also hauptsächlich Kohle und Gas.

Fig. 4 Stromproduktion aus fossilen Quellen in Deutschland

Die Botschaft dieses Bildes ist klar: Mit zunehmender Produktion aus Wind und Sonne wird die fossile Stromerzeugung weniger relevant.

Die abnehmende Relevanz von Kohle und Gas kommt auch in folgendem Bild zum Ausdruck:

Fig. 5 Kapazitätsfaktor kalorischer Kraftwerke in DE und UK

Mit anderen Worten: der zunehmende Einsatz der Fossilen als Lückenbüßer für Wind und Sonne hat eine eindeutige Konsequenz. Während bis um das Jahr 2000 sowohl in Deutschland als auch im Vereinigten Königreich der Kapazitätsfaktor fossiler (nicht-nuklearer) Kraftwerke zunimmt, ist er seit diesem Jahr in einem deutlichen Abstieg begriffen.

Was bedeutet der Kapazitätsfaktor? Diese Größe misst die Vollzeitauslastung von Kraftwerken in Prozent. Mit anderen Worten: Je höher der Kapazitätsfaktor, desto effizienter wird die Anlage betrieben. Ein Faktor von 50% bedeutet, dass das Kraftwerk 50% der Zeit voll ausgelastet ist und die anderen 50% untätig herumsteht. Ebenso könnte man natürlich sagen, die Anlage sei das ganze Jahr über mit halber Auslastung unterwegs gewesen. Inzwischen sind die Werte von über 50% auf unter 40% zurückgegangen. Tendenz fallend.

Wenn Sie in den Mainstreammedien (selten genug) lesen, dass fossile Kraftwerke nicht mehr kostendeckend zu betreiben sind, hier ist die Antwort.

Die Entwicklung ist keineswegs auf Deutschland beschränkt. Im Vereinigten Königreich zeigt sich ein analoger Trend, wie in Fig. 5 ersichtlich.










2018/10/09

Alternative Fakten im akademischen Bereich

Gemeinhin gilt Donald Trump als Erfinder der alternativen Fakten. Doch weit gefehlt! Alternative Fakten gibt es schon wesentlich länger.

Es muss etwa um das Jahr 1985 gewesen sein. In meinem Bekanntenkreis gab es einen studierten Historiker, Geschichtslehrer an einem Wiener Gymnasium, dazu noch Mitglied im BSA (Bund Sozialistischer Akademiker, so hieß das damals). Man muss dazu wissen, dass es damals (und wohl auch noch heute) durchaus üblich war, ein rotes Parteibuch zu besitzen, wenn man im roten Wien Lehrer werden wollte. In anderen Bundesländern hing die Farbe des Parteibuch von der Farbe der jeweiligen Landesregierung ab.

Also dieser Historiker war ein Sozi. Kein radikaler, aber ein durchaus bewusster, soll heißen, es kostete ihn nicht allzu viel Überwindung, der Partei beizutreten.

Jedenfalls sagte mir dieser Geschichtslehrer eines Tages folgendes:

   "Das heilige römische Rein deutscher Nation hat es nie gegeben."

Erstaunlich, nicht wahr? Wenn damals, Mitte der 1980er Jahre, das Bedürfnis nach Umschreibung der Geschichte in einigen Zirkeln bereits so ausgeprägt war, darf man sich nicht wundern, wenn dieser Trend sich bis in unsere Tage fortgesetzt hat.

Natürlich lassen sich geschichtliche Ereignisse unterschiedlich interpretieren. Aber auch diese Ereignisse kristallisieren sich stets um harte Fakten, die nicht in Abrede gestellt werden können. Oder könnte man sich vorstellen, Julius Caesar habe nie gelebt, nur weil seine Person einer bestimmten Ideologie nicht ins Konzept passt?

Es scheint eine Tendenz zu geben, den (objektiven) Fakten nicht mehr zu vertrauen. Stattdessen genügt es bereits, ein Gerücht in Umlauf zu setzen, um jemanden verurteilen zu können ohne Rücksicht auf die Faktenlage.

Hierzu wieder eine persönliche Anekdote. Es muss gegen Ende der 1980er Jahre gewesen sein, als ein sehr aufgeweckter und intelligenter Studienkollege einen Kommentar zum Fall Waldheim abgab, der mich ebenfalls staunend zurückließ. Er meinte sinngemäß, dass es in Zukunft wohl schon genügen müsse, einen bloßen Verdacht gegen jemanden zu haben, um diesen Jemand aus dem Rennen zu nehmen. MeToo war wohl damals schon in einigen Köpfen präsent. Der Studienkollege war in seinen Einstellungen das, was man als linksliberal bezeichnen würde, auf keinen Fall radikal, sondern eigentlich "ganz normal", also Mainstream im universitären Bereich, auch was die Naturwissenschaften betrifft.

Der aktuelle Zustand der Universitäten ist weder ein Produkt des Zufalls noch ein unabwendbares Schicksal, sondern das Ergebnis eines lang andauernden Prozesses, der seine Ursprünge in den 1970er Jahren hat. Bestimmte Leute haben auf diesen Zustand hingearbeitet und auf dem Weg dahin keinerlei Widerstand gefunden.



2018/10/02

Zum Stand der Meinungsfreiheit in der Wissenschaft

Ein neuer "Skandal" durchzuckt die Wissenschaft, genauer gesagt: die Physik.

Ein italienischer Forscher namens Alessandro Strumia, der es gewagt hatte zu behaupten, die Physik sei von Männern erfunden worden, wurde aus den heiligen Hallen des CERN verstoßen. Und damit ja niemand auf die Idee kommt, nachzulesen, was denn dieser Herr nun genau gesagt hat (wissenschaftliche Methode der Überprüfung einer Hypothese!), wurde sein Vortrag sicherheitshalber von der Webseite des CERN genommen. Sonst könnten die Damen und Herren Wissenschaftler womöglich noch auf andere Gedanken kommen! Dem gilt es unbedingt vorzubeugen!

Ich will doch sehr hoffen, dass an diesem Forschungszentrum in Kürze Safe Spaces eingerichtet werden, in die sich jede/r flüchten kann, der einer argumentativen Debatte aus dem Weg gehen möchte. Das wird sicherlich befruchtend auf die physikalische Forschung wirken. Einfach keine kontroversen Ideen mehr zulassen. Stattdessen Wissenschaft im Gleichschritt.

Doch damit nicht genug. Herr Strumia wurde nachträglich (!) von der Konferenz, auf der er gesprochen hatte, ausgeladen.
Incidentally, you shouldn't be surprised that all traces of the Italian scientist have been erased from the conference website. The Italian scientist has been retroactively disinvited from the conference after he has delivered the talk, the only talk that has made any sense over there! 
Für alle, die Strumias persönliche Sicht der Dinge sehen wollen, sei auf diesen Blogartikel verwiesen, in dessen Kommentarteil der italienische Physiker selbst Stellung nimmt.

Aufgrund der Turbulenzen, die dieser "umstrittene" Vortrag ausgelöst hat, sah sich CERN genötigt, eine Stellungnahme unter folgendem Titel zu veröffentlichen:
Updated statement: CERN stands for diversity
Gut, dass wir das jetzt wissen.

Diversity of opinion ist jedenfalls nicht gemeint.


Nachtrag: Auch Steve Sailer nimmt sich auf seinem Blog dieser Geschichte an.

Nachtrag 2: Und hier ist Strumias Vortrag.