2019/05/24

Auf dem Weg zur Klimaneutralität?

So lautet (bis auf das Fragezeichen, das stammt von mir) der Titel eines Beitrags auf Daniel Stelters Blog Think beyond the obvious.

Darin wird das Thema unter wirtschaftlichen und sehr optimistischen Gesichtspunkten betrachtet. Die Klimaproblematik geht den Leuten ganz offensichtlich unter die Haut. Und so gibt es eine ganze Reihe von Kommentaren, die den Beitrag ergänzen oder kritisch beleuchten.

Stellvertretend sei hier einer der (aus meiner Sicht) besten Kommentare (von einem User namens Bauer) zitiert:
bto ist ein Wirtschafts- und Finanzblog, das ich schätze. Allerdings bemerke ich hier, dass sich die physikalischen Kenntnisse der Teilnehmer nicht durchwegs auf demselben hohen Niveau bewegen. Darum zunächst einige Blicke zur Physik.

1- 7.5 Milliarden Menschen, die auf hohem Standard leben, oder alle Anstrengungen unternehmen, diesen baldmöglich zu erreichen, lassen die Erde nicht unverändert. Allerdings wird die Erde und ihre Bevölkerung nicht den Hitzetod sterben oder ersaufen, denn es wird die allseits befürchtete Erwärmung nicht geben, auch nicht menschlich verursacht. Das geben die physikalischen Gesetze nicht her. Die ganze hektische Klimadebatte beruht auf nachlässig interpretierten Forschungen und Veröffentlichungen aus dem 19. Jhdt. Inzwischen kennen wir den 2. themodynamischen Satz, der dies widerlegt. Ein irdischer Glashauseffekt käme einem perpetuum mobile gleich, was bekanntlich unmöglich ist.
Natürlich ist es angebracht, die natürlichen Resourcen unserer Erde – Energie gehört auch dazu, obwohl sie ausschliesslich von der Sonne kommt – überlegt und ökonomisch zu nutzen, aber CO2 und Stickoxyde gehören eindeutig nicht dazu und die überzogene Beschäftigung mit diesen Gasen bringt nichts ausser Kosten. Über die Motive der Klimaapostel möchte ich mich hier nicht auslassen, es würde zu peinlich.

2- Man darf bei allen Überlegungen zum Energieverbrauch die Gesetze der Entropie nicht ausser Acht lassen. Diese ist übrigens auch die Grundlage des 2. thermodynamischen Grundsatzes. Unsere Zivilisation kann ohne hochwertige Energie, also Hochtemperaturenergie, mit entsprechend niederer Entropie nicht bestehen. Nur die Kernkraft und die fossilen Kraftwerke liefern diese Primärenergie. Alle ökologisch „sauberen“ sekundären Energiequellen liefern nur Energie hoher Entropie. Diese kann man natürlich raffinieren, also auf eine Stufe niedrigerer Entropie heben, aber der Wirkungsgrad ist dabei mehr als bescheiden. Hinzu kommt, dass in der allgemeinen Diskussion bei fossiler Energie immer nur an den Verkehr auf Schiene, Strasse, Wasser und in der Luft gedacht wird, sowie die Stromerzeugung, und nicht an die benötigte Prozesswärme in der Industrie, vorzugsweise der chemischen. Dort wird jedoch der überwiegende Teil verbraten.

3- Das EEG hat uns noch keine Verbesserung der Lage gebracht, da die Versorgungssiccherheit fehlt. Im Gegenteil, der Kohleverbrauch ist gestiegen und wird erst recht steigen, sobald die Kernkraft wegfällt. Will da jemand die Kohle- und Gaskraftwerke abschalten? Wir leisten uns dagegen den Luxus eine zweifache Stromversorgung aufzubauen, neben der bestehenden, konventionellen noch die Windkraft plus Photovoltaik plus Verteilungsnetz. Erstere muss voll einsatzfähig vorgehalten werden für den häufigen Fall, dass weder die Sonne scheint noch der Wind wehen will. Wenn zufällig beides funktioniert, schenken wir den überschüssigen Strom unseren Nachbarn und bringen damit deren Versorgungsnetz aus dem Tritt. Das wird so nicht mehr lange hingenommen werden. Was dann?

4- @troodon: „… 83% of the total electricity storage output by 2050.” Das glauben Sie doch selber nicht, oder doch? Noch fahren nur einige E-Autos (gemessen an der Gesamtzahl) und schon hat sich der Preis für Lithium verdreifacht. Jetzt sollen auch noch Lkw und Schiffe elektrisch fahren und über E-Flugzeuge wird auch schon laut nachgedacht. Und falls die Entwicklung so weitergetrieben wird wie bisher, wird man demnächst an die Pufferung des Ökostroms an der Quelle denken müssen, was den Bedarf an Batterien womöglich verdoppelt.
Lithium ist zwar mehr als reichlich auf/in der Erde vorhanden, aber eben in nicht abbaubarer Dispersion fast überall. Die wenigen Lithium-Minen können schon heute den Bedatf kaum mehr decken, zudem liegen sie exotisch weitab oder in politisch schwierigen Ländern. Der bisherige Preisanstieg lässt da schlimmes ahnen. Gleichwertiger Ersatz ist bislang trotz vieler Bemühungen nicht in Sicht. Gut möglich, dass der nächste Weltkrieg nicht mehr wegen Öl, sondern wegen Lithium ausbricht.

5- Und zu guter letzt noch etwas zur wirtschaftlichen Seite: Man kann einen Technologieschwenk nicht erzwingen, zumal wenn es sich um so schwergewichtige Wirtschaftszweige handelt wie Elektrizitätsversorgung oder Kfz-Industrie. Solche Quantensprünge müssen sich spontan entwickeln am Bedarf, bzw. dem wirtschaftlichen Vorteil. Beispiel: In der zweiten Hälfte des 19. Jhdts wurden praktisch alle Eisenbahnlinien in Europa und Nordamerika gebaut, überwiegend in privater Initiative, weil die Nachfrage vorhanden war. Selbiges vollzog sich mit der Elektrifizierung zwischen 1890 und 1930. Natürlich ging das nicht ohne die unvermeidlichen Brüche, Fehlinvestitionen oder Bankrotte ab, aber das war sozialverträglicher und billiger als z.B. ein EEG, da es die Akteure traf und nicht die Kunden, bzw. Verbraucher. Ausserdem gab es keine kapitalintensiven Vorläufer, die verdrängt werden mussten.
Ein Technologiewechsel kann nicht schneller erfolgen, als es die Restnutzungsdauer der abzulösenden Strukturen, bzw, deren Abschschreibungsfristen vorgeben. Alles andere ist mutwillige Verschleuderung von Volksvermögen.

6- Hier eine qualifizierte Quelle zu Punkt 1 + 2:
Gerhard Gehrlich und Ralph D. Tscheuschner: Falsification of the Atmospheric CO2 Greenhouse Effects within the Frame of Physics, Braunschweig/Hamburg 2009
(download aus dem Internet, mit weiteren 205 Literaturnachweisen zum Thema)

Man sieht: das Thema hat eben nicht nur eine moralische und wirtschaftliche Komponente, sondern auch eine physikalische. Es lohnt sich darüber nachzudenken.

Lesenswert!



2019/05/12

Ist Kernenergie die Zukunft?

Einiges spricht, dass die Antwort auf diese Frage JA lautet. Unter anderem dieses Bild, das auf den Daten aus BP Statistical Review of World Energy beruht :


Man beachte den steilen Aufstieg Chinas in den letzten Jahren und den - derzeit noch - verhaltenen Anstieg Indiens. Zwar liegt das Reich der Mitte noch deutlich unter dem Niveau der USA, aber es lässt Länder wie Deutschland und Großbritannien bereits deutlich hinter sich. 

Wer auf zunehmende Elektrifizierung setzt, wird ohne Kernenergie schlechte Karten haben. In einem früheren Posting haben wir gesehen, dass China in den letzten Jahren stark auf den Einsatz Kohle setzte. Das Land ist übrigens einer der größten Kohleproduzenten der Welt, insofern ist das nicht weiter verwunderlich. Hierin ist einer der entscheidenden Faktoren für den Aufstieg Chinas zur wirtschaftlichen Großmacht zu sehen. Doch offensichtlich bleibt das Land nicht bei der Kohlenutzung stehen. Der Trend zur Kenerenergie ist unübersehbar. 

Dazu kommt, dass neue Reaktortechnologien den Betrieb von Kernkraftwerken deutlich sicherer machen. Es ist davon auszugehen, dass aufstrebende Volkswirtschaften sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Natürlich wissen Chinesen und Inder (und auch andere), dass zunehmender Wohlstand nicht ohne die Bereitstellung billiger und zuverlässiger Energie zu haben ist. Je breiter dieser Wohlstand in der Bevölkerung verankert sein soll, umso entscheidender ist der Faktor Energie. 

Man könnte auch im Umkehrschluss sagen: Je weniger Energie verfügbar ist, umso mehr werden größere Teile der Bevölkerung gegenüber den "Eliten", also letztlich den Wohlhabenden, abgehängt. 

Solche Zustände gab es hierzulande schon einmal, und zwar in der frühen Neuzeit vor Beginn der Industrialisierung. Damals gab es eine kleine Oberschicht, die es sich gut gehen lassen konnte. Der Rest musste sehen, wo er bleibt. Heutzutage haben die allermeisten Menschen einen Lebensstandard erreicht, der früher nur den wenigsten vorbehalten war. Doch dieser Zustand ist keine Selbstverständlichkeit. Ist der Faktor Energie nicht mehr in der Weise verfügbar, wie wir es bisher gewohnt sind, dann geht die Reise zurück in die Vergangenheit. 

Länder wie China und Indien jedenfalls wollen nicht dahin zurück und treffen Maßnahmen, um ihre Bevölkerung aus der Armut zu befreien. Die Verfügbarkeit billiger (und zuverlässiger) Energie ist dafür der Schlüssel.



2019/05/08

Sind bessere Noten die Lösung?


Insider haben oft Informationen zur Hand, die der breiten Masse fehlen. Kürzlich berichtete eine Lehrerin aus einem kleinen EU-Land, es habe eine interne Anweisung (vom Ministerium?) gegeben, den Notenschnitt der Abiturienten zu verbessern.
Der Grund: Viele Gymnasiasten zieht es nach dem Abitur in die Nachbarländer, wo die erforderlichen Notenschnitte prohibitiv wirken. Als Folge davon sind die Abiturienten dieses Landes bei der Studienwahl benachteiligt, weil sie keine (oder weniger) Chancen haben, den erforderlichen Notenschnitt zu erreichen.
Mit anderen Worten: Wer zu streng ist, den bestraft das Leben.
Es wäre natürlich abwegig zu meinen, die Gymnasiasten dieses kleinen Landes hätten weniger drauf. Aber da die Universitätsverwaltungen nur auf den Notenschnitt schauen, bekommen eben nur die einen Studienplatz, deren Noten „gut genug aussehen“. Dies ist nicht den Verwaltungen anzulasten.
Will man in diesem Wettkampf mithalten, so bleibt einem fast nichts anderes übrig, als ebenfalls den Notenschnitt anzuheben.
So kommt es zu einer Inflationierung der Notengrade. Auch wenn die Noten nominell immer besser aussehen, handelt es sich in Wahrheit um ein „race to the bottom“.
Ich erinnere mich an einen Artikel aus einem Fachblatt für Physiker, irgendwann in den Nuller-Jahren (so um 2000-2001). Darin ging es um den jüngsten Jahrgang der A-Levels in Großbritannien, der – wie alljährlich – besser war als die vorangegangenen. Am Ende stellte die Autorin mit leichtem Sarkasmus fest, dass sich aus den Zeitreihen schon bald jener Zeitpunkt ergebe, an dem ALLE Teilnehmer die A-Levels bestehen würden.
Also Verwässerung, wohin man blickt.
Am Ende meiner Volksschulzeit (Anfang der 1970er Jahre) durften aus meiner Klasse nur 5 (von rund 30) ans Gymnasium. Heute müsste bei so einer Aufstiegsquote der Unterrichtsminister (oder eben die Ministerin) zurücktreten.
Und genau hier liegt das Problem. Die Mehrheit der Bevölkerung erwartet, dass die Mehrheit der Schüler in den höheren Bildungsweg übernommen werden. Und sie wählt eben jene Politiker, die genau dafür sorgen. Also kein Grund zur Aufregung. Geliefert wie bestellt.
Entsprechendes dann beim Übertritt zur Universität.
Die Klagen über die Nicht-Studierfähigkeit der Studenten haben genau hier ihren Ausgangspunkt. Auch wenn die Noten auf dem Zeugnis beeindruckend aussehen, die Intelligenzverteilung in der Bevölkerung bleibt davon völlig unbeeindruckt.

Doch es gibt eine Lösung: Verwässerung der Universitätsstudien und Einführung von Studienfächern, die man auch mit geringerer Begabung abschließen kann. Hauptsache man hat einen vorzeigbaren Abschluss (Bachelor beispielsweise). Welches Bullshitfach dahinter steht, ist letztlich egal.
Auch hier steht eine politische Strategie dahinter: Steigerung der Zahl der Uniabsolventen. Angeblich ist das gut für die Wirtschaft. Mag sein. Aber eben nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wie jede Inflationierung führt such diese zu einer Entwertung von Abschlüssen.



2019/05/03