Auf Addendum gibt es eine Reportage über die dunkle Seite der Wasserkraft in Österreich. Die Alpenrepublik bezieht einen Großteil ihrer Stromerzeugung aus dem Wasser. Die landschaftlichen Gegebenheiten erlauben eine großzügige Nutzung der Wasserkraft. Dazu kommt ein grünes Image als eine der regenerativen Energieformen. Gleiches gilt im Übrigen auch für Länder wie Schweden und Norwegen.
Doch der Bericht auf Addendum beleuchtet darüberhinaus einen anderen Aspekt dieser Form der Stromproduktion. Denn der Bau von Wasserkraftwerken bedeutet immer auch einen Eingriff in bestehende Ökosysteme. Nun ja, selbst "grüne" Energiequellen kommen um dieses Problem nicht herum. Auch Windkraftanlagen und die Photovoltaik haben ihre jeweiligen Leichen im Keller. So weit, so trivial.
Ein wichtiger Punkt wurde in diesem Bericht allerdings nicht erwähnt. Nämlich der Umstand, dass die Wasserkraft in Österreich den klar besten Kapaziätsfaktor aller Formen der Stromerzeugung aufzuweisen hat. Dies zeigt etwa folgendes Bild, das auf Eurostat-Daten aus dem Jahr 2015 beruht.
Zur Erinnerung: der Kapazitätsfaktor bezeichnet die Verfügbarkeit einer bestimmten Energieform. Photovoltaik und Wind liegen im Rahmen dessen, was in Österreich zu erwarten ist. Die Wasserkraft liegt hinsichtlich ihrer Verfügbarkeit etwa 50% über der Windkraft. Vergleichen mit der Photovoltaik hat die Wasserkraft eine etwa dreimal so hohe Verfügbarkeit. Das ist doch ein sehr stichhaltiges Argument zugunsten der Nutzung des Wassers für die Stromerzeugung.
Gleichwohl sollen die ökologischen Folgen nicht völlig ignoriert werden. Aber diese gibt es auch bei Wind (etwa Flächenverbrauch) und Sonne (Rohstoffe). Jede Form der Gewinnung elektrischer Energie hinterlässt ihren ganz spezifischen Fußabdruck.
Es ist eben reines Wunschdenken, dass man Energie, die über den lebensnotwendigen Bedarf (siehe den letzen Beitrag, also 2-4 kWh pro Tag und Nase) hinausgeht, ohne Einwirkung in bestehende Ökosysteme bereitstellen kann.
Was ist angesichts dieser unumstößlichen Tatsache zu tun? Falls wir nicht zurück auf die sprichwörtlichen Bäume wollen, müssen wir uns für den einen oder anderen Eingriff in die Natur entscheiden. Der Einsatz fossiler Energien hat uns in eine Welt bislang unerreichter Möglichkeiten katapultiert. Inzwischen weht der Wind, zumindest im dekadenten Westen, in Richtung regenerativer Energien. Wie weit wir damit kommen, ohne unseren Wohlstand entscheidend einzuschränken, bleibt abzuwarten. Solange die Speicherproblematik nicht gelöst ist, werden die Regenerativen nicht in der Lage sein, uns ein vergleichbares Wohlstandsniveau zu gewährleisten. Und selbst dann bleibt so mancher Makel an den sogenannten Erneuerbaren hängen.
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