2019/07/31

Nutzlose Forschung

Im geisteswissenschaftlichen Bereich werden rund 80 % aller Veröffentlichungen niemals zitiert. Das bedeutet, dass diese Arbeiten entweder überhaupt nicht gelesen oder aber für nicht zitierwürdig erachtet werden.

Eine enorme Verschwendung von Ressourcen, die mit der Entstehung der Massenuniversität einher geht. Masse statt Klasse. Das betrifft eben nicht nur die Zahl der Abschlüsse, sondern auch die Zahl der Veröffentlichungen. Man produziert sozusagen, und zwar in erster Linie, auf Halde.

Das ist nur eines der vielen Probleme, unter denen die Universitäten gegenwärtig leiden.

Nun könnte man sagen, das sei nur ein Problem der Geisteswissenschaften. In der Tat ist die Lage der MINT-Fächer nicht ganz so schlimm. Aber auch hier gibt es etliche Projekte, die mehr als Beschäftigungsprogramm dienen, als dass sie auf einen substantiellen Erkenntnisgewinn ausgerichtet sind. Das zehntausendste Projekt zur Verbesserung der Windräder wird aller Voraussicht nach nur einen marginalen Erkenntnisgewinn abwerfen.

Und viele Wissenschaftler sind auf die Finanzierung durch Projektgelder angewiesen. Ich erinnere mich noch, wie vor einigen Jahren ein paar Wissenschaftspolitiker die rasche Auflage eines neuen Forschungsförderungsprogramms forderten, wohl im Hinblick auf die Beschäftigungssituation der Forschungseinrichtungen, deren Projekte bald ausliefen.

Oft wird gerade von politischer Seite vollmundig angekündigt, man wolle "disruptive" Forschung fördern, also solche, die dem aktuellen Trend zuwider läuft. Ich bezweifle, dass das wirklich so gemeint ist. Man stelle wich vor, jemand trete mit einem Projekt an, das die Klimawissenschaft völlig umkrempeln würde mit der Aussicht, dass man sich von den bestehenden Glaubenssätzen verabschieden müsste. Ob so ein Projekt gute Chancen hätte, gefördert zu werden?


No comments:

Post a Comment

Note: Only a member of this blog may post a comment.