2019/01/19

Zwangsabschaltung im Namen der Energiewende

Die Schwankungen der Wind- und Solarstromerzeugung fordern ihren Tribut. So müssen, wenn Angebot und Nachfrage nicht in Einklang gebracht werden können, Zwangsabschaltungen dafür sorgen, dass das Stromnetz einigermaßen stabil bleibt. Die FAZ berichtete unlängst darüber.

Was bis vor kurzer Zeit lediglich in den Studierstuben von Energieexperten diskutiert wurde, hat nun die Ebene der Realität erreicht. Die Fluktuationen des Stromnetzes werden mitunter so groß, dass Verbraucher vom Netz getrennt werden müssen, um größere Unbill zu vermeiden.

Am Mittag des 14. Dezember 2018 gab es in Deutschland "zu wenig Elektrizität". Wie kann das sein? Nun, die FAZ zitiert die Netzbetreiber mit den Worten: "Prognosefehler bei den erneuerbaren Energien aufgrund einer seinerzeit komplexen Wetterlage". Konkret heißt das, bestimmte Vorhersagemodelle haben eine gewisse Strommenge (aus regenerativen Quellen) in Aussicht gestellt, die allerdings zum fraglichen Zeitpunkt sich nicht einstellen wollte. Folglich war dann das Angebot geringer als die Nachfrage. Wenn in dieser Lage keine weiteren Kapazitäten (etwa über Importe) zur Verfügung stehen, müssen eben manche Verbraucher ohne Strom auskommen. So kann´s gehen.

In der Tat herrschte in diesen Tagen in Deutschland eine relative Flaute, was Wind und Sonne betrifft (siehe hier).

In solchen Situationen, wo also die Stromerzeugung (+ Importe) nicht ausreicht, um die Nachfrage zu decken, werden Großverbraucher zeitweilig vom Netz genommen. Dass dies gar nicht so selten vorkommt, zeigt ein Brief von Hydro Aluminium, indem es heißt: "Bisher sind dieses Jahr 78 Abschaltungen alleine der Aluminiumhütten erfolgt." Neben den Produktionsausfällen besteht auch die Gefahr, dass technische Anlagen Schaden nehmen.
Netzbetreiber müssen die Nachfrage für den nächsten Tag prognostizieren. Dafür schätzen sie ab, wie viel Wind- und Sonnenstrom anfällt. Der hat im Netz Vorfahrt vor Elektrizität aus Atom-, Kohle- oder Gaskraftwerken. Kommt es zu Prognosefehlern, müssen abschaltbare Lasten ran, wie an jenem Freitag im Dezember. Die Fehler können groß ausfallen, wie die Netzbetreiber gelernt haben. Bei Hochnebel kann die Abweichung zwischen am Vortag geschätzter und realisierter Sonnenstromgewinnung 8000 Megawatt betragen. Das sind 10 Prozent vom Verbrauch.
Es geht mithin um recht ordentliche Stromkapazitäten, die hier quasi lotteriemäßig zur Verfügung stehen oder eben auch nicht. Da kann einem unerwarteter Nebel einen Strich durch die Rechnung machen.

Die Frage, ob eine hochtechnisierte, moderne Industriegesellschaft allein mittels regenerativer Energien (und ohne ausreichende Speichermöglichkeiten) versorgt werden kann, dürfte damit beantwortet sein. Und das, obwohl der Anteil der Regenerativen am Strommix noch deutlich unter 50% liegt.

Wenn nach dem Atom- auch der Kohleausstieg erst mal vollzogen ist, steht turbulenten Zeiten eigentlich nichts mehr im Wege.



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