Insider haben oft Informationen zur Hand, die der
breiten Masse fehlen. Kürzlich berichtete eine Lehrerin aus einem
kleinen EU-Land, es habe eine interne Anweisung (vom Ministerium?)
gegeben, den Notenschnitt der Abiturienten zu verbessern.
Der
Grund: Viele Gymnasiasten zieht es nach dem Abitur in die
Nachbarländer, wo die erforderlichen Notenschnitte prohibitiv
wirken. Als Folge davon sind die Abiturienten dieses Landes bei der
Studienwahl benachteiligt, weil sie keine (oder weniger) Chancen
haben, den erforderlichen Notenschnitt zu erreichen.
Mit
anderen Worten: Wer zu streng ist, den bestraft das Leben.
Es wäre natürlich abwegig zu meinen, die
Gymnasiasten dieses kleinen Landes hätten weniger drauf. Aber da die Universitätsverwaltungen nur auf den
Notenschnitt schauen, bekommen eben nur die einen Studienplatz, deren
Noten „gut genug aussehen“. Dies ist nicht den Verwaltungen
anzulasten.
Will
man in diesem Wettkampf mithalten, so bleibt einem fast nichts
anderes übrig, als ebenfalls den Notenschnitt anzuheben.
So
kommt es zu einer Inflationierung der Notengrade. Auch wenn die Noten
nominell immer besser aussehen, handelt es sich in Wahrheit um ein
„race to the bottom“.
Ich
erinnere mich an einen Artikel aus einem Fachblatt für Physiker,
irgendwann in den Nuller-Jahren (so um 2000-2001). Darin ging es um
den jüngsten Jahrgang der A-Levels in Großbritannien, der – wie
alljährlich – besser war als die vorangegangenen. Am Ende stellte
die Autorin mit leichtem Sarkasmus fest, dass sich aus den Zeitreihen
schon bald jener Zeitpunkt ergebe, an dem ALLE Teilnehmer die
A-Levels bestehen würden.
Hier ein Link zur Entwicklung der A-Labels in den letzten Jahrzehnten.
Also
Verwässerung, wohin man blickt.
Am
Ende meiner Volksschulzeit (Anfang der 1970er Jahre) durften aus
meiner Klasse nur 5 (von rund 30) ans Gymnasium. Heute müsste bei so
einer Aufstiegsquote der Unterrichtsminister (oder eben die
Ministerin) zurücktreten.
Und
genau hier liegt das Problem. Die Mehrheit der Bevölkerung erwartet,
dass die Mehrheit der Schüler in den höheren Bildungsweg übernommen werden. Und sie wählt eben jene Politiker, die genau dafür
sorgen. Also kein Grund zur Aufregung. Geliefert wie bestellt.
Entsprechendes
dann beim Übertritt zur Universität.
Die
Klagen über die Nicht-Studierfähigkeit der Studenten haben genau
hier ihren Ausgangspunkt. Auch wenn die Noten auf dem Zeugnis
beeindruckend aussehen, die Intelligenzverteilung in der Bevölkerung
bleibt davon völlig unbeeindruckt.
Doch
es gibt eine Lösung: Verwässerung der Universitätsstudien und
Einführung von Studienfächern, die man auch mit geringerer Begabung
abschließen kann. Hauptsache man hat einen vorzeigbaren Abschluss
(Bachelor beispielsweise). Welches Bullshitfach dahinter steht, ist
letztlich egal.
Auch
hier steht eine politische Strategie dahinter: Steigerung der Zahl der
Uniabsolventen. Angeblich ist das gut für die Wirtschaft. Mag sein. Aber eben
nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wie jede Inflationierung führt
such diese zu einer Entwertung von Abschlüssen.
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