Bis in die 1980er Jahre waren "Studenten" diejenigen, die ein Studium an einer Universität oder Hochschule absolvierten. Der Begriff war an das Durchlaufen einer akademischen Ausbildung geknüpft.
Nach dem Ende meines Studiums Anfang der 1990er Jahre war ich unter anderem in der Erwachsenenbildung tätig. Schon damals fiel mir auf, dass der Terminus Student eine Erweiterung erfahren hatte. Inzwischen wurden nämlich auch Erwachsene, die an einer Umschulungsmaßnahme teilnahmen, als Studenten geführt. Und das obwohl weit und breit keine akademische Ausbildung in Sicht war. Eine Marotte, wie ich damals meinte.
Inzwischen hat sich diese Marotte weiter ausgebreitet. Auch Gymnasiasten und mitunter sogar Grundschüler werden eifrig als Studenten (oder eben politisch korrekt als Studierende) bezeichnet.
Einfache Schüler gibt es nicht mehr. Der Hauch des Exquisiten, des Strebens nach Höherem wird gleichverteilt auf alle, die das Bildungssystem durchlaufen. Das ist nur konsequent, denn es werden ja auch die Abiturientenquoten kontinuierlich nach oben getrieben - aus politischen Gründen.
Wer meint, dadurch würde die Welt als Ganzes klüger, muss leider enttäuscht werden. Denn es zeigt sich, dass etliche Abiturienten gar nicht studierfähig sind. Dass sie also das Kriterium, ein Studium an einer Uni aufnehmen zu können, gar nicht erfüllen. Macht nichts, sie gehen trotzdem an die Uni, die dann eben spezielle Vorbereitungskurse anbieten muss, um die neuen Studenten studierfähig zu machen. Wer hierin einen Witz zu erkennen vermeint, darf lachen. Tatsächlich geht es aber um sehr ernste Dinge. In letzter Konsequenz um die Zukunft der universitären Ausbildung.
Dass die Universitäten auch an anderen Wehwehchen leiden, kann man zum Beispiel hier sehen. Solange alle Beteiligten munter mitspielen, ist alles in Ordnung. Möchte man jedenfalls meinen. Doch das süße Gift der Korruption ist stets um die Ecke. Und was das für das akademische Bildungssystem bedeutet, möchte man sich lieber nicht ausmalen, auch wenn die Konsequenzen unausweichlich sein werden.
Doch zurück zu den Studenten. Von der Grundschule bis an die Uni. Vielleicht wäre gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, den Begriff "Professor" etwas auszuweiten. Das wäre ein Tätigkeitsfeld für Influencer, Berater und ähnlich Gesinnte, und zwar für die nächsten Jahrzehnte. Und wer weiß, vielleicht wird ja die Grundschullehrerin in ein paar Jahren ihre Schüler mit Professor bzw. Professorin anreden.
Damit wäre der Gleichheitsgedanke wieder einen Zahn weitergetrieben worden. Doch was kommt dann? Der Nobelpreis für alle? Sagten nicht schon hellsichtige Leute in den 1970ern, in jedem Kind stecke ein Nobelpreisträger?
Na dann.
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