2020/03/07

Belanglosigkeiten für die Spitzenforschung

Vor nicht allzu langer Zeit unterhielt ich mich mit einem Vertreter des österreichischen Wissenschaftsministeriums (das damals de facto dem Wirtschaftsministerium unterstellt war) über Patente. Er schien in folgender Kategorie zu denken: Mehr Geld = mehr Patente. Und zwar als kausale Relation, d.h. mehr Geld ist die URSACHE für mehr Patente.

Ich meinte dagegen, dass Patente eher im Oberstübchen zustande kommen als auf dicken Finanzkonten. Man müsse also ein entsprechendes Umfeld schaffen, in dem die Menschen begierig darauf sind, patentierfähige Ideen zu haben und zu entwickeln. Mein Gegenüber sah mich etwas ungläubig an. Geld schien für ihn der (alleinige) Motor für den Fortschritt.

Wenn es danach ginge, müssten die reichsten Ölstaaten der Welt vor Patenten nur so überquellen. Dem ist jedoch nicht so.

Kürzlich gab es in der österreichischen Presse einen Artikel, der grosso modo in dasselbe Horn stieß.

Da werden Trivialitäten aneinander gereiht, die üblichen Phrasen gedroschen und - natürlich - davon gesprochen, dass es letztlich am Geld liegt.

Kostprobe:

In dieses enorme kreative Potenzial investiert der Bund bislang zu zaghaft, wie auch die OECD bescheinigt – obwohl die Weichen, die gestellt werden müssen, um einen nachhaltigen Energieschub für Österreichs Spitzenforschung auszulösen, bekannt sind.
Welche Weichen sind das? Und weiter geht's:

Die chronische Unterfinanzierung der kompetitiven Grundlagenforschung ist nur ein Aspekt.
und

Aktuell wird die Spitzenforschung durch mangelnde Perspektiven, eine nicht adäquate Ausstattung der Universitäten und brachliegende Potenziale gebremst.

Welche Potenziale das sein sollen, wird nicht gesagt.

Stattdessen geht es weiter mit Leerformeln wie Exzellenzinitiative, Synergien, einem nachhaltigen Energieschub und Antworten für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

Gibt es keine konkreten Themenschwerpunkte, die es anzugehen gilt? Hier tritt nur Nebulöses zu Tage. Wahrscheinlich wollten es sich die Autoren mit keiner Fachrichtung verscherzen. Aber die Forschung schreitet nicht mit gleicher Geschwindigkeit in alle Richtungen voran. Stets gibt es Schwerpunkte, die den Takt vorgeben.

Und vor allem sollte eine neue Forschungslandschaft ein starkes Interesse daran haben, bestehende Strukturen zu hinterfragen und in neue Bereiche vorzudringen. Nichts davon ist in dem Presseartikel zu lesen. Armselig.


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