Fig. 1 Stromproduktion aus Photovoltaik (schwarz) und Stromverbrauch (rot) in Schottland |
Schön zu sehen sind hier die Variationen beim Stromverbrauch, der im Sommer deutlich niedriger ist als im Winter, und bei der Stromproduktion aus PV, wo es gerade umgekehrt ist.
Wie bereits angemerkt, ist dieses Bild einem Artikel von Roger Andrews aus Energy Matters entnommen. Dort werden auch Quellen zitiert, die davon schwadronieren, Solarenergie könnte den gesamten schottischen Energiebedarf abdecken ("could power all Scottish electricity supplies").
Was hat es damit auf sich? Nun, wenn wir uns obiges Bild genau ansehen, ergibt sich der Eindruck, dass die Überproduktion des Sommers tatsächlich die PV-Stromlücke im Winter ausgleichen könnte.
Rechnen wir mal nach. Der Stromverbrauch von März bis September liegt etwas unter 3 TWh pro Monat. Überschlagsmäßig kommen wir für diese Periode auf einen Gesamtverbrauch von rund 15 TWh. In den übrigen Monaten beträgt der Strombedarf dann rund 20 TWh, während die PV-Produktion demgegenüber weit zurückfällt.
Man müsste also ca. 20 TWh an elektrischer Energie so speichern, dass sie für den ganzen Winter zur Verfügung steht. Nach derzeitigem Stand der Technik kämen bei so gewaltigen Energiemengen eigentlich nur Pumpspeicherkraftwerke in Frage.
Also schauen wir mal nach, wie es mit diesen Pumpspeicherkraftwerken aussieht. Gemäß der europäischen Statistikbehörde Eurostat gab es 2016 in der gesamten EU eine Speicherkapazität von knapp 25 GW. Diese Speicherkraftwerke produzierten im selben Jahr rund 30 TWh. Mit anderen Worten: die gesamten Pumpspeicher der EU produzierten 2016 gerade mal eineinhalb mal soviel elektrische Energie, wie Schottland allein im Winter benötigt. Von den 30 TWh gehen rund 3 TWh, also knapp 10 %, auf das Konto des Vereinigten Königreichs. Man bedenke auch, dass dies ganzjährige Werte sind, während wir im Fall Schottland nur vom Bedarf im Winter reden.
Daraus folgt: Es bräuchte fast die gesamte Speicherkapazität der EU, um allein den schottischen Strombedarf im Winter abzudecken.
Also rein rechnerisch mag die grüne Phantasie could power all Scottish electricity supplies zutreffend sein. In der Praxis klafft hier allerdings eine gewaltige Lücke, es sei denn man nimmt an, dass die gesamte EU bereits steht, um (ausschließlich) einen kleinen Teil Großbritanniens mit Strom zu versorgen. Das ist völlig abwegig.
Man fragt sich, ob mit Meldungen wie der oben genannten die Menschen manipuliert werden sollen. Denn letztlich wird eine Versorgungssicherheit suggeriert, die es zumindest mit dem jetzigen Stand der Technik nicht gibt.
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