2018/09/29

Grüne Lügen (2)

Der Dieselskandal ist ja nun wirklich bis ins Letzte durchgekaut geworden. Der betrügerische Aspekt dieser Geschichte lenkt allerdings von einem anderen, weitaus bedeutsameren ab. Gemeint sind die Grenzwerte für bestimmte Schadstoffe. Oft sind diese an der Grenze des technisch Machbaren und gelegentlich wohl auch darüber hinaus. Bei all dem Lobbying, das von Seiten der Industrie betrieben wird, fragt man sich, warum man bestimmten Grenzwertsetzungen zugestimmt hat. War es Unkenntnis? War es Feigheit? Oder war es das Vertrauen in die Schummelsoftware, die einem die Illusion vorspiegelte, die faktische Übertretung der Grenzwerte würde ohnehin nie bemerkt werden? Oder war es gar die Hoffnung, irgendwann würde man die Technologie soweit ausreizen können, dass diese Werte wieder eingehalten werden können?

Gewiss, Pressure Groups sind gefürchtet. Sie haben schließlich die Medien auf ihrer Seite. Und das Volk (oder doch eher die politisch-mediale Klasse?) erwartet verstärkte Anstrengungen für eine saubere Umwelt. Ich habe in diversen Meetings Vertreter der Industrie erlebt, die sehr grün aufgestellt waren oder sich zumindest so gaben.

Aber es gibt doch die Gesetze der Physik. Und die lassen sich nicht austricksen oder mit höherer Moral außer Kraft setzen.

Das Verdunsten bzw. Verdampfen von Wasser erfordert Energie. Und zwar beträgt die Verdampfungswärme von Wasser bei 100°C genau 0,63 kWh/kg. Somit lässt sich bei einem Wäschetrockner ziemlich präzise vorhersagen, wie viel Energie benötigt wird, um eine bestimmte Wäschemenge zu trocknen.

Ich habe vor zwei Jahren einen Trockner eines bekannten Hausgeräteherstellers gekauft. Der höchste Leistungsgrad ist "schranktrocken +", das ist eine Stufe höher als "schranktrocken". Wenn ich das recht interpretiere, dann bedeutet das: die Wäsche kann direkt aus dem Trockner genommen und in den Schrank gehängt werden. Doch weit gefehlt. In der Praxis ist die Wäsche am Ende des Programms immer noch etwas klamm, und zwar unabhängig davon, wie große die Menge war. In diesem Zustand kann man die Wäsche auf keinen Fall in den Schrank hängen.

Aber es gibt Abhilfe, und zwar ein Zeitprogramm mit dem Namen "30 Minuten extra", das man an "schranktrocken +" anhängt. Dann, und nur dann (!), ist die Wäsche wirklich schranktrocken. Tatsächlich genügen in den meisten Fällen schon 10 Minuten extra, um den gewünschten Trockengrad zu erreichen.

Das Ärgerliche an der Sache ist, dass es eben dieses Extraprogramm braucht, um das zu erreichen, was das urprüngliche verspricht.

Ich bin sicher dass die "schranktrocken+" einen Energieverbrauch innerhalb der Grenzwerte aufweist. Doch die Qualität der Leistung ist absolut ungenügend. Und um die gewünschte Qualität zu bekommen, muss ich eben einen energetischen Mehrverbrauch in Kauf nehmen.

Wie gesagt: um eine bestimmte Menge Wasser zu verdampfen, ist eine bestimmte Energiemenge nötig. Darunter geht´s nicht. Elementare Physik.

Teil 1 dieser Serie finden Sie hier.


No comments:

Post a Comment

Note: Only a member of this blog may post a comment.