In Österreich ist die Ablehnung der nuklearen Stromerzeugung mindestens ebenso groß wie bei unseren deutschen Nachbarn. Hier geht es sogar soweit, dass sich mehr oder weniger prominente Politiker öffentlich gegen Kernkraftwerke im benachbarten Ausland engagieren und damit den Eindruck erwecken, man könnte den Nachbarländern vorschreiben, wie sie ihren Strom zu erzeugen hätten.
Nun trifft es sich, dass Österreich im europäischen Stromverbund große Mengen an Energie von eben jenen Ländern bezieht, die ihrerseits Kernkraftwerke betreiben (Deutschland, Tschechien et.). Es sollte sich ja inzwischen herumgesprochen haben, dass sich der Strom, der durch die Leitungen fließt, nicht nach seiner Herkunft unterscheiden lässt. Dies ist eine physikalische Unmöglichkeit. Aber mit Naturgesetzen tun sich Umweltbewegte mitunter schwer, und so wird tapfer die Illusion aufrechterhalten, die gesamte Elektrizität in Österreichs Netzen sei nuklearfrei.
Um dieses Dilemma anhand eines anschaulicheren Beispiels zu verdeutlichen: Die Donau wird von mehreren Zuflüssen wie Isar, Inn und Traun gespeist. Wenn nun jemand weiter östlich dieser Zuflüsse Wasser aus der Donau entnimmt und behauptet, dieses Wasser sei völlig frei von Traunwasser, so ist das natürlich Unsinn. Es besteht keine Möglichkeit, den Anteil des Traunwassers vom Rest zu separieren.
Und genauso verhält es sich mit dem Strom, der in verschiedenen Kraftwerken erzeugt wird. In der Steckdose des Verbrauchers lässt sich der individuelle Kraftwerksstrom ebenso wenig identifizieren wie in der Überlandleitung.
Nachdem dieser Sachverhalt keinerlei Deutungsspielraum zulässt, versuchen einige bekannte Großbetriebe (Google, Apple, die Deutsche Bundesbahn, um nur einige zu nennen) und Staaten (Österreich) ihr Umweltgewissen mit einem Taschenspielertrick reinzuwaschen: sie kaufen sich Stromzertifikate von "grünen" Produzenten, die mengenmäßig ihrem Verbrauchsprofil entsprechen. Damit ist, rein rechnerisch, die Bilanz unbefleckt, auch wenn sich dies faktisch nicht behaupten lässt. In Österreich ist sogar eine ganze Agentur damit beschäftigt: E-Control.
Auf dem stets lesenswerten Blog Energy Matters hat sich Roger Andrews unter dem Titel The myth of a nuclear-free Austria ausführlich mit der Materie beschäftigt. Sehr erhellend.
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