Energiesparen ist der Trend. Schon seit Jahrzehnten, mindestens jedoch seit der Ölkrise in den 1970er Jahren. Damals war die Motivation dahingehend, dass unsere Energiereserven begrenzt und politisch verletzlich sind. Inzwischen ist die Begründung etwas abstrakter geworden, indem man den seit Jahrmillionen stattfindenden Klimawandel neuerdings als Menschenwerk verkauft.
Nun ist der Autor dieser Zeilen durchaus ein Anhänger des vernünftigen Umgangs mit Ressourcen. Aber um genau diesen vernünftigen Umgang sicherzustellen, ist es eben angebracht zu wissen, wie hoch der tatsächliche Ressourcenverbrauch ist. Und hier hapert es schon bei den meisten, die das große Verzichten predigen, ohne zu wissen, wieviel sie eigentlich verbrauchen. Und der Verbrauch an Energie, um den es naturgemäß in diesem Blog geht, ist letztlich ein Indikator für den Entwicklungsstand einer Gesellschaft.
Nehmen wir ein Extrembeispiel: Jemand, der nie vor Sonnenaufgang aufsteht und spätestens mit Sonnenuntergang zu Bett geht, braucht theoretisch gar keine Energie für Beleuchtungszwecke. Ich sage theoretisch, weil sich selbiges wohl nur bei einer Trekkingtour in einer wilden Naturlandschaft verwirklichen lässt. Im praktischen Leben eines Europäers oder Nordamerikaners dürfte dieses Szenario kaum jemals Realität sein.
Um nun den Energieverbauch für die Beleuchtung von Räumen abzuschätzen, müssen wir zunächst einmal einige Eckdaten festlegen. Wir nehmen erstens an, das jeder Raum mit 100 W elektrisch beleuchtet wird. Das ist im Zeitalter der Energiesparlampe zwar weit übertrieben, erleichtert aber die folgenden Überlegungen, für die wir uns nicht in Details verlieren und nur eine Abschätzung der Obergrenze liefern wollen.
Die zweite Annahme betrifft den Lebensrhythmus der Bewohner unserer Modellwelt. Sie gehen um Mitternacht zu Bett, stehen um 6:00 Uhr morgens auf und gehen um 8:00 Uhr außer Haus.
Diesen immer wiederkehrenden Ablauf setzen wir nun in Bezug zur Tageslichtdauer. Es versteht sich von selbst, dass man im Sommer weniger Licht benötigt als im Winter. In unseren mitteleuropäischen Breiten geht die Sonne am längsten Tag des Jahres, also am 21. Juni gegen 3:00 Uhr früh auf und gegen 21:00 Uhr unter. Dies ist das sogenannte Sommersolstitium. Der andere Extrempunkt des Jahres ist das Wintersolstitium am 21. Dezember, wo die Sonne erst gegen 8:00 Uhr aufgeht und gegen 16:00 Uhr wieder unter dem Horizont verschwindet.
Was bedeutet das für die Beleuchtungsdauer? Nun, im Juni brauchen morgens überhaupt kein Licht und abends nur 3 Stunden, macht also insgesamt 300 Wh (Wattstunden). Im Dezember müssen wir morgens zwei Stunden das Licht anschalten und abends dann für acht Stunden, wobei wir weiters annehmen, dass wir bereits bei Sonnenuntergang zu Hause sind. Wir kommen dann auf 1000 Wh, also eine Kilowattstunde. Der Mittelwert dieser beiden Extrempunkte beträgt 650 Wh (pro Tag). Wenn wir das mit der Anzahl der Tage eines Jahres (365) multiplizieren, erhalten wir einen Jahresverbrauch von 237,25 kWh pro Raum.
Das ist nun, wie gesagt, ein Maximalwert, der in der Praxis kaum jemals erreicht werden dürfte. Mit den heutigen Energiesparlampen sollte es ein Leichtes sein unter 100 kWh pro Jahr und Raum zu bleiben. Diese Zahl lässt sich leicht merken und kann als Referenzwert dienen, wenn wir uns mit anderen Verbrauchswerten beschäftigen.
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