Hieraus ein paar Highlights:
- Schweine sind gefährlicher als Diesel-Autos: Rund 50.000 Menschen sterben vorzeitig Jahr für Jahr in Deutschland an den Emissionen der Landwirtschaft (insbesondere der Massentierhaltung) errechnet das Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie. Das seien 45 Prozent und damit der größte Teil der jährlich knapp 120.000 vorzeitigen Todesfälle durch Feinstaub – doppelt so viele wie bisher angenommen. Für die Tagesschau ist damit klar, dass Feinstaub ebenso gefährlich ist wie Rauchen.
- Doch das Konzept der „Anzahl vorzeitiger Todesfälle“ ist ein Musterbeispiel einer Unstatistik. Zunächst stirbt in Deutschland kein einziger Mensch an Feinstaub, sondern an Erkrankungen, die durch Feinstaub (mit)verursacht sein können, es aber nicht sein müssen. Das Max-Planck-Institut untersucht auch gar nicht, ob Feinstaub die Gesundheit von Menschen beeinflusst, sondern setzt voraus, dass dies der Fall ist und darüber hinaus sogar quantifiziert werden kann. Dabei handelt es sich aber nicht um gemessene Fakten, sondern um Modellergebnisse, die auf Annahmen beruhen und eine hohe Unsicherheit von mindestens +/- 50 Prozent aufweisen.
- Deshalb ist zwar eine Aussage über die durchschnittliche Zahl verlorener Lebensjahre pro Person vernünftig, aber eine Aussage über die Zahl vorzeitiger Todesfälle durch Feinstaub ist es nicht. Denn letztere kann viel kleiner sein oder auch viel größer, als uns diese Unstatistik glauben macht. Wer wie die Tagesschau suggeriert, das Max-Planck-Institut hätte nun durch präzise Berechnungen widerlegt, was man zuvor nur angenommen hat, der handelt mindestens grob fahrlässig.
Soweit Krämer. Bemerkenswert der Satz: "[...] der handelt mindestens grob fahrlässig". An dieser Stelle sollte man innehalten. In den Mainstreammedien wird die (mathematische) Unsicherheit, die allen Abschätzungen um Feinstaubtote zugrunde liegt, geflissentlich verschwiegen. Es wäre aber auch zuviel verlangt, würde man von Journalisten erwarten, die Rechenergebnisse eines Max-Planck-Instituts zu hinterfragen. Das hängst nicht nur mit ihrem Mangel an wissenschaftlichem Denken zusammen, sondern auch mit dem Renommee, das eine ehrwürdige Institution wie das MPI umgibt. Wer würde schon, zumal ohne fachliche Meriten, diesen Zahlen widersprechen wollen. Und dass die meisten Medienleute anfällig für grüne Propaganda sind, ist hinlänglich bekannt.
Aber das Problem liegt tiefer und beginnt bereits beim MPI und seinen Mitarbeitern. Denn ohne die Vorlage der Wissenschaftler hätten die Medien nie darüber berichtet. Wollten sich da gewisse Leute einen Namen in der Öffentlichkeit machen? Oder sollte einfach nur eine bestimmte Politik unterstützt werden? Reitet man auf einer Welle, die Aufmerksamkeit (und damit weitere Fördergelder) verspricht? Ich weiß es nicht.
Die Originalquelle dieser Unstatistik, also die MPI-Studie, ist übrigens hier zu finden. Der Artikel nimmt nicht nur Europa in den Fokus, sondern behandelt auch Nordamerika sowie Ost- und Südasien. Es werden vorzeitige Todesraten abgeschätzt und mittels spezieller Modellannahmen (die übrigens hinterfragbar sind) mit ebenfalls abgeschätzten Emissionsraten in Beziehung gesetzt.
Die MPI-Arbeit behauptet beispielsweise, dass in Europa die Sterblichkeit, die bestimmten Feinstaubpartikeln aus der Landwirtschaft zugeordnet werden kann, um 52 000 Todesfälle jährlich reduziert werden könnte bei einer Minderung der Emissionen um 50%. Bei einer 100%igen Emissionsminderung könnten gar 222 000 Todesfälle vermieden werden. Man kann natürlich darüber diskutieren, was man in diesem Zusammenhang unter "vermeiden" verstehen soll. Das soll an dieser Stelle nicht näher beleuchtet werden.
Vielmehr geht es mir darum, die genannten "vermiedenen" Todesfälle in Relation zu setzen zu den tatsächlichen jährlichen Sterberaten. Laut Eurostat starben im Jahr 2016 etwa 5,1 Millionen Menschen allein in der EU. Die oben genannten 52 000 vermiedenen Todesfälle würden demnach etwa einem Prozent der gesamten Todesfälle innerhalb der EU entsprechen. Fasst man den Begriff "Europa" weiter, dann verringert sich der prozentuale Wert entsprechend. De facto müsste man also von deutlich unter einem Prozent ausgehen, selbst wenn das Modell korrekt ist.
Um es nochmal plastisch vor Augen zu führen: Würde man, entsprechend der MPI-Studie, die Feinstaubemissionen der Landwirtschaft um die Hälfte verringern, so würden von 100 Leuten "nur" 99 sterben. Anders gesagt: von statistisch gesehen 100 Todesfällen könnte einer vermieden werden. Und diese Reduktion der Sterblichkeit geht mit einer Emissionsminderung von 50% einher.
Die MPI-Arbeit behauptet beispielsweise, dass in Europa die Sterblichkeit, die bestimmten Feinstaubpartikeln aus der Landwirtschaft zugeordnet werden kann, um 52 000 Todesfälle jährlich reduziert werden könnte bei einer Minderung der Emissionen um 50%. Bei einer 100%igen Emissionsminderung könnten gar 222 000 Todesfälle vermieden werden. Man kann natürlich darüber diskutieren, was man in diesem Zusammenhang unter "vermeiden" verstehen soll. Das soll an dieser Stelle nicht näher beleuchtet werden.
Vielmehr geht es mir darum, die genannten "vermiedenen" Todesfälle in Relation zu setzen zu den tatsächlichen jährlichen Sterberaten. Laut Eurostat starben im Jahr 2016 etwa 5,1 Millionen Menschen allein in der EU. Die oben genannten 52 000 vermiedenen Todesfälle würden demnach etwa einem Prozent der gesamten Todesfälle innerhalb der EU entsprechen. Fasst man den Begriff "Europa" weiter, dann verringert sich der prozentuale Wert entsprechend. De facto müsste man also von deutlich unter einem Prozent ausgehen, selbst wenn das Modell korrekt ist.
Um es nochmal plastisch vor Augen zu führen: Würde man, entsprechend der MPI-Studie, die Feinstaubemissionen der Landwirtschaft um die Hälfte verringern, so würden von 100 Leuten "nur" 99 sterben. Anders gesagt: von statistisch gesehen 100 Todesfällen könnte einer vermieden werden. Und diese Reduktion der Sterblichkeit geht mit einer Emissionsminderung von 50% einher.
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