Ist Kohle der
Energieträger der Zukunft? Wie bitte? - werden Sie sich jetzt fragen. Wo doch gerade die Kohle als Inbegriff der schmutzigen und klimaschädlichen Energie gilt.
Also
gut, lassen Sie es mich erklären. In der Schweiz gibt es
alljährlich eine hochinteressante statistische Aufbereitung des
Energieverbrauchs, die nach Verwendungszwecken aufgeschlüsselt ist. In letzter Zeit ist zu
dieser Übersichtsanalyse auch eine spezifische Behandlung des
Energieverbrauchs der privaten Haushalte gekommen. In der jüngsten Ausgabe dieser Analyse findet
sich auf S. 22 eine Tabelle der Verbrauchszahlen für die einzelnen
Energieträger (Tabelle 3-1). Und dieser entnehmen wir, dass in den Jahren 2000
bis 2015 der Verbrauch von Kohle um nicht weniger als 208% (!) zugenommen hat.
Und zwar von 0,1 auf 0,4 PJ (Petajoule). Nun werden Sie sagen, dass der Anstieg von 0,1 auf
0,4 deutlich mehr als 208% ausmacht. Stimmt - aber nur, wenn sich auf die erste
Dezimale beschränkt und alle anderen Nachkommastellen einfach abschneidet. Angenommen, die beiden Werte seien 0,13 und
0,39, dann ergibt sich eine Steigerung von 200%. Na also, geht doch.
Spannend, nicht wahr?
Diese Beobachtung steckt also hinter meiner provokanten Eingangsfrage. Woher
kommt das?- werden Sie sich fragen. Immerhin handelt es sich bei dieser Arbeit,
für die die renommierte Prognos AG verantwortlich zeichnet, um eine
seriöse Studie. Aber auch die genauesten Studien können gelegentlich mit
Ungereimtheiten aufwarten.
Sehen wir uns die Sache
im Detail an. Der gesamte Energieverbrauch der Privathaushalte in der Schweiz
lag 2015 bei 232,4 PJ (ich verwende dieselben Einheiten wie Prognos) .
Verglichen damit fallen die 0,4 PJ natürlich überhaupt nicht ins Gewicht,
machen also bloß 0,2% des Gesamtverbrauchs aus. Es handelt sich also um
statistischen Dreck. Und im Dreck soll man bekanntlich nicht wühlen.
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